Felix Lambrecht (2. von links) referierte beim ersten Forum Fabrik der Zukunft in diesem Jahr. Der amtierende Sprecher der Wirtschaftsjunioren Tim Stabenau (2. von rechts), künftiger Sprecher Yanik Müchler (links) und Geschäftsführer Claus Hegewaldt (rechts) begrüßten den Referenten in den Museen der Stadt.
Pionierarbeit bei Digitalisierung im Gesundheitswesen
Forum Fabrik der Zukunft der Wirtschaftsjunioren über die Zukunft der Medizin mit KI
Eine gute Gesundheitsversorgung ist ein Thema, das nicht nur Patienten selbst, sondern auch deren Arbeitgeber umtreibt. Nicht von ungefähr bieten immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitenden Vorsorge- und Präventionsprogramme an, um die Gesundheit zu erhalten. Dabei geht es sowohl um die Attraktivität des Arbeitsplatzes als auch darum, Krankheitstage zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren. Beim jüngsten Forum Fabrik der Zukunft, zu dem die Wirtschaftsjunioren und der Wirtschaftskreis Lüdenscheid in die Museen der Stadt Lüdenscheid eingeladen hatten, stand die mentale Gesundheit im Fokus. Felix Lambrecht, Geschäftsführer der Medigital GmbH, die zur Iserlohner MEDICE The Health Family gehört, stellte unter der Überschrift „Zukunft der Medizin – Innovationen für eine bessere Gesundheitsversorgung“ Möglichkeiten vor, die Künstliche Intelligenz (KI) für Therapien bieten kann. Wie er in seinem Vortrag verdeutlichte, handelt es sich dabei um einen Markt, der nicht nur ein erhebliches Wachstum verspreche, sondern auch dazu beitrage, Kosten im Gesundheitswesen massiv zu reduzieren.
Dazu präsentierte der Referent zunächst Zahlen, wonach die mentale Gesundheit bei ohnehin steigenden Krankheitszahlen ein zunehmend wichtiger Faktor sei. „Das betrifft alle Branchen“, betonte Lambrecht. Seit der Pandemie seien Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen „durch die Decke gestiegen“. Laut der von ihm zugrunde gelegten Statistik seien Arbeitnehmer 2023 im Durchschnitt 6,1 Tage am Stück krankgeschrieben worden. 2012 seien das noch 2,5 Tage gewesen. Bei psychischen Erkrankungen liege die Dauer der Krankschreibung allerdings bei durchschnittlich 28,1 Tagen pro Krankheitsfall. Ein großes Problem dabei seien die Wartezeiten auf einen Therapieplatz.
Noch vor der Pandemie habe der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn die Möglichkeit eröffnet, psychotherapeutische Behandlungen auch digital anbieten zu können. „Ganz viel in der klassischen Psycho- oder Verhaltenstherapie kann ich digitalisieren“, erklärte Lambrecht. Die Software stelle zum Beispiel ähnliche Fragen wie der Therapeut, oder führe Aufklärung über die Erkrankung durch und sei im Gegensatz zum Therapieplatz sofort verfügbar. Je nach Genehmigung durch die Krankenkasse könne eine solche Therapie bereits nach Tagen beginnen und nicht erst nach Monaten.
Dabei habe man Pionier-Arbeit geleistet: „Wir in Deutschland haben es geschafft, mit Digitalisierungsthemen im Gesundheitswesen weltweit erste zu sein“, machte Lambrecht auf das bislang wenig bekannte Thema aufmerksam – während vielfach beklagt wird, wie sehr das Land in vielen Bereichen bei der Digitalisierung hinterherhinke.
Dazu stellte er den Zuhörern ein Beispiel für ein solches KI-basiertes Tool aus dem eigenen Hause vor: hiToco ist eine App, die ein digital angeleitetes Training für Eltern beziehungsweise Sorgeberechtigte von Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bietet. Inzwischen gebe es Kooperationen mit den USA, Frankreich und Großbritannien. Bei Wartezeiten auf einen Therapieplatz für Kinder mit ADHS von 33 Monaten oder gar mehreren Jahren in Großbritannien, könne so ein „erheblicher Leidensdruck“ genommen werden.
Lüdenscheid, im Mai 2025
Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Bild: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid