Prof. Dr. Dr. Thomas Uhlig, Leitender Ärztlicher Direktor des Klinikums, und Dr. Michael Klein, Leiter der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirurgie und Neurotraumatologie, boten den Mitgliedern des Regionalbeirates MK Süd und der Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid einen interessanten Einblick in die Märkische Gesundheitsholding als Wirtschaftsunternehmen unter besonderen Voraussetzungen.

Einblicke in den Krankenhausalltag

Regionalbeirat MK Süd der SIHK und Wirtschaftsjunioren zu Gast in den Märkischen Kliniken

Lüdenscheid – Die Märkischen Kliniken, in einer Holding organisiert, sind einer der größten Arbeitgeber im Märkischen Kreis und von steigenden Einkaufs-, Energie- und Personalkosten genauso betroffen wie jedes andere Unternehmen, aber diese einfach so auf die Kunden, sprich Patienten, umzulegen, funktioniert im Gesundheitswesen nicht: Die Struktur der Märkischen Kliniken und ihre Finanzierung waren ein zentrale Themen der jüngsten Sitzung des Regionalbeirates MK Süd der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK). Dessen Mitglieder waren gemeinsam mit Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid zu Gast in den Märkischen Kliniken in Lüdenscheid. Prof. Dr. Dr. Thomas Uhlig, Leitender Ärztlicher Direktor des Klinikums, und Dr. Michael Klein, Leiter der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirurgie und Neurotraumatologie, boten einen Einblick in die Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems, zudem für ein Haus, das als 100-prozentige Tochtergesellschaft des Märkischen Kreises in kommunaler Trägerschaft liegt.
Behandelt werden in den Klinikstandorten rund 100 000 Menschen pro Jahr, fasste Klein die Statistik zusammen. Mehr als 20 300 stationäre und fast 4500 ambulante Operationen seien im vergangenen Jahr allein in Lüdenscheid durchgeführt worden – bei mehr als 55 000 stationären und rund 30 000 ambulanten Behandlungen. Insgesamt sei das Angebot des Unternehmens mit 29 Kliniken, „die das gesamte Spektrum der Medizin abdecken“, so Klein, vergleichbar mit dem einer Universitätsstadt, aber das hätte sich im Rahmen der jüngsten Krankenhausplanung in NRW auch ändern können. „Wir können alles machen, aber was wir machen, können wir nicht selbst bestimmen“, erklärte Uhlig. Der Prozess habe 2021 angefangen. „Das waren zum Teil sehr unschöne Gespräche“, betonte Klein. Die Existenz vieler Häuser sei gefährdet gewesen. „Das hätte uns auch passieren können“, sagte Klein. Wenn Bereiche mit aufwändigen Behandlungen, die entsprechend vergütet werden, hätten geschlossen werden müssen, „hätten wir ein existenzielles Problem gehabt.“ Insofern ist man im Klinikum zufrieden, nach wie vor „alles anbieten zu können.“ Aber dennoch biete das deutsche Gesundheitssystem „0,0 Möglichkeiten, unserer Gewinne selbst zu steuern“, erklärten die Mediziner den Unterschied zu einem Industrieunternehmen. Denn für jede einzelne Maßnahme, die in den Kliniken durchgeführt werde, gebe es ein gesetzlich vorgeschriebenes Entgelt. Letztlich werde in Düsseldorf und Berlin beschlossen, was Gesundheit kosten dürfe.

Es entwickelte sich ein reges Gespräch mit den Gästen, die sehr interessiert an den Einblicken in die Strukturen und Prozesse der Kliniken waren. Ob die Konzentration von Standorten nicht sinnvoll sei, wollte zum Beispiel Dietrich Alberts wissen. „Ökonomisch ja“, antwortet Uhlig, aber die Emotionen von Patienten und Angehörigen spielten ebenfalls eine Rolle. Es ging auch um den Fachkräftemangel. Dagegen setzt die Märkische Gesundheitsholding verstärkt auf die eigene duale Ausbildung in sechs Berufen. Inzwischen sind die Märkischen Kliniken zudem nicht mehr nur als Lehrkrankenhaus der Universität Bonn, sondern bieten in Kooperation mit dem UMCH Campus in Hamburg auch die Möglichkeit, in Lüdenscheid Medizin zu studieren. „Die Studenten verbringen die Hälfte ihres akademischen Jahres hier“, erklärte Klein. Bei Vollauslastung gebe es Kapazitäten für 80 bis 100 Studierende. Außerdem bilden sich die Fachärzte regelmäßig weiter.

Klein und Uhlig sehen die Märkischen Kliniken trotz schwieriger Rahmenbedingungen gut aufgestellt. Beide sind leidenschaftlich gerne Ärzte, obwohl auch sie verstärkt Anfeindungen, zum Beispiel in der Notaufnahme, ausgesetzt sind. „Wir wollen Menschen helfen“, formulierte Klein als wichtigstes Ziel und sagte: „Wir machen das total gerne.“ Auch Uhlig sagte über sein Fachgebiet in der Intensivmedizin: „Das ist meins.“ Aber beide wissen, dass eine solche altruistische Haltung auch im Arztberuf immer seltener wird. Die Motivation für Nachtdienste und Schichten am Wochenende, um für die Patienten da zu sein, finde man beim Nachwuchs „nicht immer“.
Im Anschluss an den Vortrag boten Uhlig und Klein ihren Gästen bei Rundgängen durch das Haus einen Einblick in die Abläufe des Klinikalltags, die für Patienten nicht sichtbar sind. Die Veranstaltung klang mit informellen Gesprächen bei einem Imbiss aus.